Das Ende ist in Sicht. Die Studienzeit ist bald vorbei und man hat die positive Aussicht, mit einem Studienabschluss die Uni zu verlassen. Endlich ein geregeltes Einkommen, die Nächte muss man nicht mehr durchlernen, das Adrenalin kann erstmal zurückgefahren werden und man ist voller Euphorie, sich auf den Arbeitsmarkt zu schmeißen. Oder aber man brütet schon seit einer Weile darüber, wie es wohl wäre, diese Idee, die man da einst hatte, in die Tat umzusetzen. Tagelange Recherchearbeit liegt hinter dir und du bist dir sicher: Mit dieser Idee wirst du die Welt oder zumindest einmal einige Kunden erobern. Die perfekte Geschäftsidee ist in den Weiten deiner fleißig arbeitenden Hirnwindungen entstanden und es brennt dir richtig unter den Nägeln, diese auch umzusetzen. Du wirst dein eigenes Unternehmen gründen und damit finanziell unabhängig werden.
Zurück auf den Boden der Tatsachen
Tatsächlich haben viele Studenten tolle Geschäftsideen, die auch funktionieren können. Doch von der Idee bis zur Umsetzung ist es ein langer Weg. Die Mutigen, welche diesen Weg beschreiten, sind zumeist sehr überrascht, was die Selbständigkeit alles mit sich bringt. Positives, Negatives, Freiheit, Verantwortung, finanzielle Unsicherheit, Überstunden, Wochenendarbeit, Nachtarbeit, die sozialen Kontakte werden vernachlässigt oder aber ausgebaut und genutzt.
Eine beispielhafte Unternehmensgeschichte
Der Unternehmer Günther P. hat sich direkt nach dem Studium des Bauingenieurwesens mit einem Planungsbüro selbständig gemacht. Heute, 20 Jahre später, hat er eine Rechnung eröffnet: Wäre er direkt ab dem ersten Tag nach dem Studium ins Angestelltenverhältnis gegangen, hätte er in Summe bis zum heutigen Tag wesentlich mehr Geld verdient, als er es als Selbständiger getan hat. Der Erfolg hat sich nur langsam gesteigert und es gab immer wieder harte Zeiten, in denen er nahe am Existenzminimum gelebt hat. Mittlerweile ist er Alleinverdiener und finanziell verantwortlich für seine Frau, seine zwei Kinder und das Haus. Oft liegt er nachts wach und hat Sorgen, wenn die Auftragslage bedrückend ist. Natürlich gibt es auch die guten Zeiten, in denen er das Dreifache des Betrags, welcher auf seinem Gehaltszettel im Angestelltenverhältnis stehen würde, nach Hause bringt.
Selbständig – selbst und ständig
Für die Selbständigkeit muss man ein Stück weit geboren sein. Sicher, man genießt Freiheiten, jedoch bringen diese auch die Notwendigkeit von viel Disziplin mit sich. Wenn einem niemand vorschreibt, wann man morgens im Büro zu sitzen hat, muss man schon den nötigen Biss mitbringen und sich selbst antreiben können. Bis ein Geschäft wirklich angelaufen ist und man gut davon leben kann, dauert es im Normalfall zwei bis fünf Jahre! Wann nimmt sich ein Unternehmer Urlaub? Kann man es sich leisten, seinen Laden zwei Wochen zuzusperren? Oder hat man vertrauenswürdiges Personal, welchem man für die Dauer der Abwesenheit die Verantwortung übertragen kann? Wie kann man für den Krankheitsfall vorsorgen? Was passiert, wenn das Geschäft pleitegeht, bekommt man dann Arbeitslosengeld? Mit der Selbständigkeit tun sich tausend Fragen auf. Die Wirtschaftskammer bietet eine kostenlose Beratung für Gründer an. Dort bekommt man sogar eine Gratisstunde bei einem Steuerberater, dem man alle Fragen stellen kann. Auch im Internet lässt sich einiges recherchieren (Tipp: http://www.selbststaendig-machen.at). Dies sollte man jedoch unbedingt gründlich machen und sich vorab rundum informieren.
Kein Kredit ohne Sicherheit
In der heutigen Zeit schmeißen die Banken nicht mehr freizügig mit Geld um sich. Nahezu jeder Euro, den man als Kredit aufnehmen möchte, muss abgesichert sein. Zum Beispiel durch Wohneigentum, eine Lebensversicherung oder aber einen Bürgen. Für Unternehmer gibt es noch andere Wege, an Geld zu kommen. Zum Beispiel Businessangels. Hierbei handelt es sich um Menschen, welche über sehr viel Geld verfügen und Gefallen daran gefunden haben, junge Start-ups zu fördern. Ja, es gibt einen Haken, wenn man es so nennen möchte. Natürlich ist auch ein Businessangel nicht daran interessiert, Geld zu verschenken. Es sollte schon eine vernünftige Rendite dabei herausspringen, oder du musst Anteile deines Geschäfts abgeben. Andererseits hast du einen zumeist sehr erfahrenen und erfolgreichen Unternehmer an deiner Seite. Sein Wissen und dein junger Kopf können euch zusammen an die Spitze des Erfolgs führen.
Nimm mit, was du kriegen kannst
Die Wirtschaftskammer bietet eine Förderdatenbank an, in der man nach Eingabe weniger Eckdaten einen Überblick sämtlicher Förderungen, welche in Frage kommen, erhält. Die Förderungen werden grundsätzlich in Bund und Länder unterteilt. Förderungen gibt es im Sinne von direkten Zuschüssen, aber auch in Form von Vergünstigten, Krediten oder steuerlichen Entlastungen. Eine umfassende Information ist zwar mühselig, da man sich durch viele Broschüren, Ämter, Internetseiten und Formulare arbeiten muss, kann aber bares Geld zur Folge haben, lohnt sich also in jedem Falle.
Der Businessplan bringt es ans Licht
Immer wieder heiß diskutiert sind die Rahmenbedingungen für junge Selbständige in Österreich. Erkundige dich für den Zahlenteil deines Businessplans ganz genau, welche Abgaben dir ins Haus stehen. Denn die SVA und das Finanzamt sitzen dir schneller im Nacken, als du „Gründen“ aussprechen kannst. Ein Businessplan ist übrigens, auch wenn ihn noch niemand explizit von dir verlangt hat, ein Muss. Bei einer Bank oder einem Businessangel ist er eine obligatorische vorzulegende Unterlage, aber auch für deine persönliche Übersicht sehr zuträglich. Denn hier musst du dich mit vielen Punkten beschäftigen, die in der ganzen Euphorie schon einmal untergehen können. Welche Lohnnebenkosten fallen an? Welche Versicherungen benötigen du und dein Unternehmen? Etc.
Hop oder Top!
Selbständigkeit macht natürlich auch Spaß. Flexible Zeiteinteilung und das Arbeiten in die eigene Tasche erhöhen die Motivation und persönliche Lebensqualität um ein Vielfaches. Wie immer gibt es zwei Seiten der Medaille, die du vor diesem Schritt für deine individuelle Lebenssituation gut ausleuchten solltest.
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